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Gian Carlo Alessi über die Erfolgsfaktoren und Herausforderungen im Luftfrachtgeschäft

Im Interview mit Gian Carlo Alessi, CEO von Lamprecht Pharma Logistics und ab 2024 Präsident des Logistikclusters Region Basel, werfen wir einen Blick auf die Entwicklungen im Luftfrachtgeschäft seit Ende der Pandemie. Alessi spricht über die Herausforderungen und Stärken des EuroAirports als Logistikdrehscheibe im Vergleich zu anderen Standorten in Europa. Dabei betont er die Bedeutung der Binationalität und die hochwertige Infrastruktur. Im Gespräch beleuchten wir zudem die Rolle nachhaltiger Technologien im Luftfrachtgeschäft sowie die Infrastruktur des EuroAirports für die Pharmalogistik. Schliesslich formuliert Alessi seine Erwartungen an die regionale Politik, um den EuroAirport als Logistikdrehscheibe weiter zu stärken. Dabei betont er die Bedeutung des Rheintunnels für die effiziente Anbindung des Flughafens.

Bild zur Verfügung gestellt durch Gian Carlo Alessi


Wie hat sich das Luftfrachtgeschäft seit Ende der Pandemie verändert? Als im Frühjahr 2022 die COVID-Massnahmen aufgehoben wurden, begann gleichzeitig der Ukraine Krieg. Seither ist die geopolitische Lage von viel Unruhe und Unsicherheit geprägt, was zu gesunkenen Frachtvolumen führte. Davon war insbesondere das laufende Jahr betroffen. Aktuell zeigt die Volumenentwicklung eine Stabilisierung oder sogar eine Erholung des Abwärtstrends. Gleichzeitig erleben wir eine hohe Nachfrage nach Reisen im Allgemeinen. Dies hat dazu geführt, dass viele Fluggesellschaften in den letzten Monaten ihre Kapazitäten weiter ausgebaut haben und aktuell auf einigen Routen ein Überangebot für Fracht besteht.


Der EuroAirport ist eine wichtige Logistikdrehscheibe in Europa. Was sind die Stärken des EuroAiports im Konkurrenzvergleich? Eine Stärke des EuroAirports ist auf jeden Fall die Binationalität, da wir den Schweizer wie auch den EU-Markt bedienen können. Zu den Vorteilen zählen auch die hochwertige Infrastruktur und die Kapazitäten, welche der Cargo Terminal bietet und dass alle Akteure unter einem Dach und somit die Abläufe sehr einfach und effizient sind.


Und was sind aktuell die grössten Herausforderungen? Eine grosse Herausforderung ist sicherlich die unsichere geopolitische Lage, welche die Volatilitäten des Geschäfts verstärkt. Wie andere Branchen sind wir natürlich auch mit dem Arbeitskräftemangel stark gefordert. Da die Kosten für Personal, Miete, IT, Energie und Materialbeschaffung eher zunehmen, müssen wir die Effizienz unserer Prozesse kontinuierlich verbessern.


Wie beurteilen Sie die Infrastruktur für die Logistik auf dem EuroAirport? Welche Weiterentwicklungen halten Sie für besonders wichtig und dringend? Die Infrastruktur ist modern und bietet speziell für die Pharmaindustrie, die Ihre Produkte über den EuroAirport abwickelt, optimale Bedingungen z.B. in Bezug auf die Kühlkette. Wichtig ist es, dass wir die Bedürfnisse der Kunden frühzeitig erkennen und die Infrastruktur und Dienstleistungen fortlaufend anpassen und erweitern. Ein gutes Beispiel dafür ist das Projekt «Cross-Dock». Dabei handelt es sich um eine Umschlagsfläche für sensible pharmazeutische Produkte im 5 Grad Celsius Bereich, die im Sommer 2024 in Betrieb gehen wird.


Sie sprechen die Weiterentwicklungen im Bereich der Pharmabranche an, für die der EuroAirport eine zentrale Logistikdrehscheibe ist. Welche spezifischen Stärken hat der EuroAirport diesbezüglich bereits heute?

Zu den Stärken zählen die moderne und komplett temperaturkontrollierte Infrastruktur, effiziente Prozesse sowie kurze Wege für die Ware. So können etwa Flugzeugpaletten innerhalb von zwei Minuten vom Gebäudeinneren bis zum Flugzeuginnern verladen werden. Dies hat zur Folge, dass Pharmasendungen, praktisch keinen extremen Wetter- bzw. Temperaturlagen ausgesetzt sind. Von grosser Bedeutung ist zudem das hervorragend ausgebildete Personal am EuroAirport.


Der Rheintunnel wird bekanntlich die Verbindung zum EuroAirport durch seinen Anschluss Richtung Frankreich nochmals verbessern. Wie wichtig ist dieser Tunnel aus Ihrer Sicht? Der Rheintunnel ist äusserst wichtig, denn die Strasse ist für die Fracht die einzige Anbindung zum Flughafen. Die aktuelle Stausituation ist sehr herausfordernd und hemmt jegliche Effizienzbemühungen.


Auch das Luftfrachtgeschäft muss bekanntlich nachhaltiger werden. Wie ist dies möglich?

Nachhaltiger können wir vor allem dank technologischer Entwicklungen werden. Dabei denke ich vor allem an neue Antriebsformen und neuartige Treibstoffe. Am Boden können wir die dieselbetriebenen Gerätschaften auf grünen und somit CO2-neutralem Strom umstellen. Wichtig sind dann aber auch regulatorische Fragen. Dabei denke ich etwa an die Frage, wie hoch die erlaubte Beimischmenge von Sustainable Aviation Fuel (SAF) ist. Heute ist diese noch relativ gering.


Welche Rolle wird künftig grüner Wasserstoff spielen? Wie wichtig ist es, dass der EuroAirport an das europäische Wasserstoff-Ökosystem angebunden ist? Erste Flughäfen investieren bereits in diese Richtung. Welche nachhaltigen Treibstoffe sich in Zukunft durchsetzen werden, ist aber aus heutiger Sicht schwierig zu beurteilen. Klar ist, dass sich auch der EuroAirport zusammen mit den Nutzern auf entsprechende Szenarien ausrichten muss.


Welche Wünsche und Erwartungen haben Sie an die regionale Politik, um den EuroAirport als Logistikdrehscheibe weiter zu stärken? Der EuroAirport ist Teil des Logistik-Ökosystems und von regionaler wie auch nationaler Bedeutung. Daher ist es wichtig, weiterhin ein offenes Ohr für die Bedürfnisse der Nutzer zu haben. Ausserdem ist es zentral, dass sich die Rahmenbedingungen nicht verschlechtern und gleichzeitig Anreize geschaffen werden, die es erlauben, Nachhaltigkeitsziele einfacher zu erreichen. Dies bedeutet etwa, dass die Umsetzung neuer Technologien unterstützt wird.


Sie sind CEO der Lamprecht Pharma Logistics AG. In wenigen Worten, für was steht Ihre Firma? Wir sind ein auf die Pharmabranche fokussierter Logistikspezialist. Unsere Stärke liegt darin, dass wir nebst der Transportorganisation auch Dienstleistungen im Bereich Contract Logistcs anbieten und somit mit unseren Lagerflächen viele Bedürfnisse unserer Kunden aus einer Hand abdecken können.


Was sind die Erfolgsfaktoren in Ihrem Geschäft und was sind die grössten Herausforderungen? Wir müssen flexibel sein und kurze Entscheidungswege haben, um einerseits auf individuelle Bedürfnisse unserer Kunden eingehen und gleichzeitig auf kurzfristige Veränderungen im Markt reagieren zu können. Eine der grössten Herausforderungen ist es, geeignetes Personal zu finden und dieses langfristig zu binden. Wir investieren viel in die Ausbildung und Weiterbildung unseres Personals bzw. der Auszubildenden.

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