Globale Flugsicherheit beginnt in Allschwil
- Alliance GloBâle
- 26. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Die Swiss Aviation Software (Swiss-AS) mit Sitz in Allschwil ist ein «Hidden Champion mit globalem Impact». Das Unternehmen ist weltweit führend im Bereich Wartungssoftware für Flugzeuge. Seit Anfang 2023 Teil der Lufthansa Technik, entwickelt Swiss-AS mit hoher Schweizer Präzision und viel Kundennähe die Software AMOS – einen globalen Industriestandard. CEO Fabiano Faccoli spricht im Interview über Meilensteine, die Bedeutung des Standorts Basel und darüber, was ihn an der Verbindung von Software, Technik und Luftfahrt täglich antreibt. Trotz globalem Erfolg bleibt das Unternehmen in der Region tief verankert – mit einer klaren Vision für die Zukunft.

Herr Faccoli, Ihr Unternehmen gehört seit Jahren zu den international führenden Anbietern im Bereich Maintenance Repair Operation Software («MRO-Software»). Was waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten Meilensteine dieser Entwicklung?
Da gäbe es viele Beispiele wie bestimmte Technologiesprünge, neue Standorte, der erster Kunde auf einem neuen Kontinent. Schlussendlich waren es aber stets bestimmte Bedürfnisse einzelner Kundinnen und Kunden, die uns weitergebracht haben. Unsere Kundschaft war etwa bereit, Risiken mit uns einzugehen, weil sie an uns geglaubt haben. Oder sie waren Vertretende eines neuen Marktsegmentes, wofür wir die Software umfassend erweitern mussten. Oder sie waren sehr gross, so dass wir uns organisatorisch und methodisch weiterentwickeln mussten.
Seit 2022 stehen Sie als CEO an der Spitze von Swiss-AS. Was hat Sie persönlich an dieser Rolle besonders gereizt?
Ich durfte in den letzten Jahren verschiedene Bereiche der Software-Entwicklung, -Vermarktung, -Einführung und des Software-Betriebs kennen lernen. An der CEO-Position hat mich die Möglichkeit gereizt, sämtliche Aspekte unter einen Hut bringen zu können und für das gesamte System verantwortlich zu sein. Ich war bereits vor meiner Zeit als CEO in der Geschäftsleitung und konnte das Unternehmen von der Helikopter-Perspektive betrachten. Als CEO ist man schlussendlich aber für das gesamte Unternehmen, für alle Mitarbeitenden, alle wichtigen Entscheidungen und auch die Fehler verantwortlich. Zu erleben, was das heisst, hat mich fasziniert. Das durchgängig hohe Engagement der Mitarbeitenden gibt mir täglich Antrieb für mein eigenes Handeln.
Swiss-AS ist ein typisches Hidden Champion-Unternehmen. Was glauben Sie: Warum kennt man Sie nicht gut, obwohl Ihre Software rund um den Globus fliegt?
Unsere Kundinnen und Kunden sowie Partnerinnen und Partner sind mehrheitlich im Ausland und die meisten Fluggäste kommen – zum Glück – fast nie mit dem technischen Betrieb eines Flugzeuges in Kontakt. Zudem bieten wir eine B2B Software an. Würden wir ein Inflight Entertainment System vermarkten oder eine Webpage mit den besten Flugticket-Preisen, wären wir sicherlich bekannter.
Ihr Unternehmen sitzt nur wenige Minuten vom EuroAirport entfernt - welche Rolle spielt dieser Standort für Ihre tägliche Arbeit?
Die Nähe zum Flughafen schafft einen greifbaren Bezug zu unserer täglichen Arbeit. Es gab Zeiten, da konnten wir von unseren alten Büros direkt in den Hangar schauen. Das machte unsere tägliche Arbeit sehr greifbar. Heute erinnert uns jede startende oder landende Maschine über unseren Büros in Allschwil, wofür wir am Morgen aufstehen: um dafür sorgen, dass Menschen sicher von A nach B fliegen können. Zudem ist der EuroAirport unser Tor zur Welt, welches wir in wenigen Minuten erreichen können. Viele von uns sind sehr oft unterwegs und schätzen daher die Nähe zum EuroAirport.
Und inwiefern profitiert Swiss-AS vom Dreiländereck und von der Wirtschaftsregion Basel - etwa beim Zugang zu Fachkräften, Partnerinnen und Partnern oder Netzwerken?
Das Dreiländereck bietet uns hervorragende Möglichkeiten Fachkräfte zu finden. Es gibt wenige Software-Unternehmen in unserer Grösse. Zudem sind wir ein Arbeitgeber, der seinen Mitarbeitenden Stabilität und langfristige Perspektiven an seinem Standort in Allschwil garantieren kann.
Wie nutzen Sie die regionale Vernetzung mit Partnerinnen und Partnern, Hochschulen und Brancheninitiativen, um Innovation und die Entwicklung von Fachkräften bei Swiss-AS gezielt voranzutreiben?
Wir bilden seit Jahren gleichzeitig mehrere Lernende aus, haben immer wieder Werksstudierdende für Praktika oder Diplomarbeiten von Hochschulen in der Region und konnten auch schon mehrere Mitarbeitende bei ihren MBA-Studiengängen praktische Abschlussarbeiten ermöglichen, welche für konkrete Problemstellungen Lösungen gesucht haben.
Die Software AMOS gilt weltweit als Industriestandard im Bereich Flugzeugwartung. Was macht Ihr Produkt so besonders?
Wir und das Produkt verkörpern typische Schweizer Werte und Tugenden: Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Professionalität, Bescheidenheit und hohe Qualität. Das wird in einer Branche, wo Sicherheit über allem steht, sehr geschätzt. Zudem haben wir das Produkt stehts sehr eng mit unserer Kundschaft zusammen weiterentwickelt. Die mittlerweile sehr grosse Basis bietet Neukundinnen und Neukunden natürlich auch zusätzliche Sicherheiten, dass sie in die richtige Lösung investieren.
Wie binden Sie Ihre Kundschaft aktiv in die Weiterentwicklung von AMOS ein?
Für jede grössere Neuentwicklung suchen wir nach interessierten Entwicklungspartnerinnen und –partnern in unserer Kundenbasis. Wir haben zum Glück viele Innovatiosnkräfte in unserem Kundenkreis. Maximal eine Handvoll ist ideal und zusammen mit ihnen suchen wir nach Lösungen für konkrete Probleme und versuchen stehts Lösungen zu finden, die für eine möglichst viele interessant sind. Zusätzlich ermöglichen wir der gesamten Kundschaft, kleinere Änderungswünsche zu platzieren. Jede und jeder hat eine gewisse Anzahl von Stimmen, welche er auf die verschiedenen Änderungswünsche platzieren kann, und dadurch erhalten wir einen Eindruck, wo die Prioritäten in der Kundenbasis liegen.
Blicken wir in die Zukunft: Welche strategischen Ziele verfolgt Swiss-AS in den nächsten fünf Jahren, und welche Rolle spielt dabei die Region Basel?
Die Luftfahrt hinkt anderen Industrien bezüglich Digitalisierung noch etwas hinterher. Zusammen mit anderen Software-Unternehmen im Lufthansa Technik Konzern möchten wir diese Digitalisierung aktiv gestalten. Dazu brauchen wir eine starke Marktführerschaft. In Europa, dem Mittleren Osten, Südamerika weiten Teilen Asiens, einschliesslich Indiens, haben wir eine sehr gute Marktdurchdringung. Die Wachstumsmärkte sehen wir in den USA und in Teilen von Asien. Wie in anderen Branchen wird auch bei uns viel in die Künstliche Intelligenz (KI) investiert und hier wollen wir vorne mitmischen. Mit der Baby-Boomer Generation, welche in Rente geht, werden der Industrie künftig sehr viele Fachkräfte fehlen. Technologie und KI im speziellen wird unersetzlich sein, um die Lücken zu schliessen, da gar nicht genügend Fachkräfte ausgebildet werden können. Gute Rahmenbedingungen und ein attraktiver Standort ermöglichen uns, den Bedarf an guten Talenten für unseren Wachstum sicherzustellen.
Und zum Schluss: Was treibt Sie persönlich an - was fasziniert Sie an der Schnittstelle zwischen Software, Technik und Luftfahrt?
Mit Software kann man aus dem Nichts etwas erschaffen. Dieser Aspekt hat mich stets fasziniert. Flugzeuge und die Fliegerei interessieren mich aus einer rein technischen, aber auch gesellschaftlichen Dimension. Die Fliegerei hat der Menschheit ermöglicht, geographische und kulturelle Grenzen zu verkleinern oder gar abzubauen. Die Welt wurde dadurch für viele kleiner und Fremdes verständlicher. An dieser Schnittstelle wirken und gestalten zu können, ist ein Privileg und unglaublich spannend.
コメント