Bahnanbindung EuroAirport: Es gilt, den eingeschlagenen Weg entschlossen weiterzugehen
- Alliance GloBâle
- vor 4 Tagen
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Wie kürzlich bekannt wurde, hat der französische Staat das Projekt der Bahnanbindung EuroAirport mit sofortiger Wirkung suspendiert. Der Grund sei, dass ein Teil der Finanzierung nicht sichergestellt werden kann. Für das Projekt kam dieser Schritt unerwartet, haben doch einige der Geldgebenden ihre Beiträge an die Erarbeitung des Bauprojekts, welche Anfang 2026 hätte starten sollen, bereits genehmigt.

Für das grenzüberschreitende Vorhaben – neben Trägerinnen und Trägern aus Frankreich und dem EuroAirport sind auch der Schweizer Bund und das Land Baden-Württemberg beteiligt – ist dies allerdings nicht der erste Planungsunterbruch. Für jede der vorangegangenen Projektphasen seit 2010 – Vorstudien, generelles Vorprojekt und detailliertes Vorprojekt – musste jeweils über ein aufwändiges Verfahren die Trägerschaft und der Finanzierungsschlüssel neu konstituiert werden. Die technischen Arbeiten mussten dann jeweils ruhen. 2018 fiel das Projekt mit dem «Rapport Duron» kurzzeitig von der Prioritätenliste des französischen Staates und 2024 hat ein negativer Förderbescheid der EU die Projektträger der Bahnanbindung erneut irritiert. Doch jedes Mal hat sich die Trägerschaft erneut davon überzeugen lassen, dass das Projekt so wichtig und alternativlos ist, dass es weitergeführt werden soll. Und so wird es auch diesmal sein.
Gewiss war das Projekt stets Gegenstand einer Kontroverse, und auch jetzt werden sofort skeptische Stimmen laut. Die Bahnanbindung wird zumal auch als Hebel zur Beeinflussung der strategischen Ausrichtung des Flugbetriebs und seiner Emissionen herangezogen. Dies greift jedoch viel zu kurz: Eine leistungsfähige und zuverlässige Erschliessung des Flughafenareals mit dem öffentlichen Verkehr dient neben den Fluggästen auch den 6'000 Mitarbeitenden im unmittelbaren Umfeld des Flughafens – eine Zahl, die sich mit dem Ausbau der Entwicklungsareale der Stadt Saint-Louis nochmals spürbar erhöhen wird.
Darüber hinaus entstünde direkt an der Bahnhaltestelle eine multimodale Verkehrsdrehscheibe, welche insbesondere für die Buslinien aus der Agglomeration Saint-Louis und dem Sundgau einen idealen Übergang auf die Bahn bieten. Wer beispielsweise den Flughafen Zürich kennt, weiss, dass ein massgeblicher Teil der Bahn-Fahrgäste dort nicht auf das Flugzeug, sondern auf ein anderes Verkehrsmittel umsteigt.
Dieses grosse Fahrgastpotenzial, das am EuroAirport auf die Bahn verlagert werden kann, entlastet nicht nur die verstopften Strassen, es dient auch als Grundlage dafür, dass das S-Bahn-Angebot auf der Strecke Mulhouse–Basel ausgebaut werden kann. Ein dichtes und regelmässiges Angebot wird damit auch ausserhalb der Pendlerzeiten, am Wochenende und zu Randzeiten, möglich. Und davon profitieren alle entlang dieser Strecke – unabhängig davon, ob sie die neue Flughafen-Haltestelle nutzen oder nicht.
Schliesslich dient das Projekt auch der übergeordneten Stärkung der Bahn zwischen Frankreich und der Schweiz: Auf einer Länge von 6 km, zwischen Saint-Louis und Bartenheim, wird die bestehende Doppelspur auf vier Spuren erweitert, was eine spürbare Kapazitätssteigerung ermöglicht. Auf dieser Basis sind bereits weitere Vierspurausbauten angedacht, zwischen Basel und Saint-Louis sowie zwischen Bartenheim und Mulhouse. Dies würde langfristig einen Viertelstundentakt der S-Bahn Basel-Mulhouse, zusätzliche Güterzüge auf dem linksrheinischen Güterverkehrskorridor sowie eine verbesserte Anbindung der Schweiz an das französische Hochgeschwindigkeitsnetz ermöglichen.
Es steht also viel auf dem Spiel. Möchten die Partner an der Vielfalt dieses Projekts festhalten – und dies ist ein Grundpfeiler dafür, dass es von einer so breiten Trägerschaft profitiert – sind sie gut beraten, den eingeschlagenen Weg entschlossen weiterzugehen. Selbstverständlich sind die aktuellen finanziellen Engpässe ernst zu nehmen und Lösungen zu suchen, zum Beispiel sind weitere Förderrunden der EU oder andere Quellen zu prüfen. Eine Sparpolitik, mit der 15 Jahre Planungsarbeit vernichtet und ein offiziell als gemeinnützig erklärtes Projekt verworfen würde, erscheint hier jedenfalls weder zukunftsorientiert noch verantwortungsvoll.
