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Die Digitalisierung kann das Fliegen einfacher und nachhaltiger machen

Wie kann das Fliegen für mich als Kunden weiter vereinfacht werden? Wie können Flugzeuge durch die bessere Nutzung von Daten mit weniger Ressourcen fliegen? Wie können die Produktion und die Wartung von Flugzeugen effizienter gemacht werden? Zu all diesen Fragen kann die Digitalisierung Antworten geben. So gibt es Anwendungsmöglichkeiten für digitale Technologien in der gesamten Wertschöpfungskette: von der Produktion und Wartung der Flugzeuge, über das Management des Flugbetriebs und der Flughäfen bis zur sogenannten «Passenger Journey». Mit letzterem ist die ganze Flugreise von der Buchung bis zur Ankunft gemeint.





Industrie 4.0. findet in der Luftfahrt statt


Die Digitalisierung eröffnet Chancen für eine weltweit vernetzte und flexible Industrieproduktion in der Luftfahrt. Dabei geht es wie in der Automobilproduktion darum, Entwicklungszeiträume zu verkürzen und Kosten zu reduzieren. In Zukunft werden Flugzeuge zuerst in virtuellen Welten fliegen, bevor sie tatsächlich gebaut werden. Die Produktion wird zudem im Zuge von Entwicklungen zur Industrie 4.0 stark automatisiert. Ein wichtiger technologischer Fortschritt ist dabei die additive Fertigung – kurz: 3D-Druck. Viele Flugzeugteile lassen sich so schneller, günstiger und mit weniger Gewicht herstellen. Der 3D-Druck ermöglicht Gewichtsreduktionen von Flugzeugteilen von 30 bis 55 Prozent. Das Gewicht eines Langstreckenfliegers wie dem Airbus A350 XWB könnte man so bis zu 1000 Kilogramm verringern.


Wartung effizienter gestalten


Aufwändige Routinechecks sind bekanntlich nötig, um den Reparaturbedarf oder Verschleisserscheinungen an Flugzeugen zu eruieren. Dies führt dazu, dass die Flugzeuge sehr lange am Boden bleiben, verspätet sind oder ausfallen. Zukünftig können Flugzeuge dank digitaler Technologien auch zustandsabhängig gewartet werden. Sensoren würden an den Triebwerken kontinuierlich wichtige Parameter messen und einen möglichen Instandhaltungsbedarf anzeigen. Schon während des Fluges würden Daten gesammelt, die zeitnah an die Techniker am Boden gesendet werden. Fachleute sprechen von der «Predictive Maintenance». Dies erlaubt es auch, benötigte Ersatzteile rascher zu beschaffen.


Reduktion von Kerosinverbrauch und Fluglärm


Auch die Lufthansa-Tochter Swiss verfolgt das Ziel, die Wartung der Flugzeugflotte planbarer zu machen. Dies passiert laut Swiss Medienstelle auf der Plattform Aviatar, ein Projekt zur digitale Weiterentwicklung der Swiss Technics: «Dabei geht es uns darum, Fehler der Flugzeugsysteme und Komponenten frühzeitig zu erkennen, um den Koordinationsaufwand zu reduzieren und gleichzeitig die Arbeits- und Kosteneffizienz zu steigern. Gleichzeitig wollen wir mit weiteren Applikationen künftig auch die Verfügbarkeit von Ersatzteilen und Tools verbessern.» Laut Swiss hat dies auch Vorteile für den Betrieb, da es zu weniger kurzfristigem Wechseln von nicht betriebsbereiten Flugzeugen kommt. In der Summe führe all das zu einer erhöhten Flugbetriebsstabilität, was wiederum in Kosteneinsparungen resultiere.

Die Digitalisierung nutzen die Airlines auch dazu, die Flugrouten zu optimieren. So werden Flugzeuge künftig mittels digitaler Technologien eigenständig die effizientesten Routen wählen. Die Flugroutenoptimierung basiert auf einer Software, die aktuelle Flugzeug- und Wetterdaten in Echtzeit analysiert. Als Resultat könnten damit der Kerosinverbrauch und der Fluglärm reduziert werden. «Die Digitalisierung bietet zahlreiche technologische Ansätze, um zwei grosse Herausforderungen der Luftfahrt anzugehen: Die Dekarbonisierung, indem der CO2-Ausstoss verringert wird und die Reduktion von Lärmemissionen beim An- und Abflug.», ist Dr. Sebastian Deininger, Leiter Verkehr, Raumplanung, Energie und Umwelt der Handelskammer beider Basel überzeugt. Entscheidend dafür, dass die Flugrouten tatsächlich optimiert werden können, sind sogenannte zwischenstaatliche Open Sky Abkommen. Dies sind internationale Vereinbarungen für die gegenseitige marktwirtschaftliche Liberalisierung des jeweiligen zivilen Luftfahrtsektors mit dem Ziel, die Zersplitterung des Luftraumes aufzuheben.


Customer Journey personalisieren und vereinfachen


Alle grossen Airlines nutzen die Digitalisierung dafür, den «Passenger Journey» zu personalisieren und zu vereinfachen. Eine hohe Priorität hat dies auch für die Swiss, die laut der Medienstelle noch konsequenter auf die Kundenbedürfnisse eingehen bzw. die Personalisierung der Produkte- und Servicepalette noch stärker vorantreiben will: «Unser Ziel ist es, das physische und digitale Erleben entlang der gesamten Reisekette miteinander zu verbinden. Unter anderem bieten wir in gewissen Flugzeugen eine WLAN Verbindung an, die schnell genug ist, um E-Mails abzurufen, Social Media Seiten zu nutzen oder einfach im Internet zu surfen.» Die Swiss nutzt die Digitalisierung auch, um den Arbeitsalltag der Mitarbeitenden in der Luft und am Boden effizienter zu gestalten: «Ein Ziel ist beispielsweise der Aufbau einer digitalen Umgebung zur Unterstützung der täglichen Arbeit des Kabinen- und Cockpitpersonals und zur Reduktion des Papiergebrauchs. Das Kabinenpersonal besitzt seit 2018 flächendeckend ein iPad, das so genannte FlyPad. Die FlyPad App sowie die Library App versorgen das Kabinenpersonal mit allen benötigten Informationen. Auch die Piloten sind alle mit einem Tablet ausgestattet und ein Grossteil der Flugvorbereitung erfolgt digital.»


Effizientere und kostengünstigere Verteilung der Fracht


Die Swissport International AG, der weltweit führende Anbieter von Bodendiensten für Flughäfen und Luftfrachtabfertigung, arbeitet mit Unilode und Descartes zusammen, um sogenannte Unit Load Devices (ULD) mithilfe von Bluetooth-Technologie in den Frachtlagern zu verfolgen und zu überwachen. Laut Swissport Medienstelle werden die 115 Frachtlager daher im laufenden Jahr mit Tracking-Sensoren und mit Bluetooth-Lesegeräten ausgestattet: «Diese Technologie erhöht die Transparenz für unsere Kunden. Die Geolokalisierung von ULD ermöglicht die Echtzeitverfolgung und Bestandskontrolle, sodass Fluggesellschaften und Frachtunternehmen die Verteilung ihrer ULD-Flotten effizienter und kostengünstiger planen können.» Als weiteres Digitalisierungsprojekt nennt Swissport die Selbstbedienungsfrachtkioske, mit denen Lastwagenfahrer Warteschlangen und manuellen Papierkram vermeiden können: «Die Kioske sparen wertvolle Zeit und beschleunigen häufig die Lieferung zeitkritischer Sendungen. Davon profitieren wir wie auch unsere Kunden.»


Luft nach oben


Noch liegt die Branche betreffend der Digitalisierung hinter vielen anderen Branchen zurück. Zu diesem Ergebnis kam auch eine Erhebung des deutschen Digitalverbands Bitkom in Deutschland Ende 2016. Dabei wurden 102 Vorstände und Geschäftsführer von Unternehmen der Luftfahrtbranche befragt. Ein Drittel der befragten Luftfahrtunternehmen hatten vor vier Jahren noch keine Digitalstrategie, obwohl fast alle Teilnehmenden die Digitalisierung für eine grosse Chance hielten. Aufgrund der Corona-Krise haben Digitalisierungsprojekte bei gewissen Marktteilnehmern im Moment kurzfristig keine hohe Priorität. Dies obwohl natürlich gerade die aktuell anspruchsvolle Phase viele Chancen bietet, wichtige und notwendige Schritte in der Digitalisierung umzusetzen, um die Wirtschaftlichkeit zu steigern.

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